Für eine Katechese im Miteinander der Generationen
Subjektorientierung ist mehr als ein methodischer Kniff. Sie stellt die Lernenden selbst ins Zentrum. Was fordert sie heraus? Worauf setzen sie ihre Hoffnungen? Und worin zeigt sich ihnen ein gelungenes Leben? Die intergenerationelle Katechese beginnt dort, wo Menschen unterschiedlichen Alters miteinander leben.
Intergenerationelle Katechese: Was ist das?
Katechese will Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg beheimaten und begleiten. Richten sich katechetische Angebote an mehr als eine Altersgruppe, spricht man von intergenerationeller Katechese. Gelernt wird dabei gemeinsam von-, mit- und übereinander.
Was bringt’s?
Eine Katechese im Miteinander der Generationen stärkt Beziehungen, wo sie schon bestehen, und stiftet Beziehungen, wo Menschen sich danach sehnen. Der Generationenbericht der Schweiz von 2008 zeigt, dass die Schweiz nie generationenreicher war als heute. Während familiäre Generationenbeziehungen enger geworden sind, finden unterschiedliche Altersgruppen ausserhalb des Familienverbunds wenig zueinander. Die intergenerationelle Familienkatechese setzt sich zum Ziel, Familien bei der Beziehungsgestaltung im Horizont der christlichen Tradition zu unterstützen. Die intergenerationelle Gemeindekatechese bietet Menschen unterschiedlichen Alters Räume, Beziehungen zueinander aufzubauen.
Wie gestalte ich altersdurchmischte Angebote?
Altersdurchmischte Angebote funktionieren dann gut, wenn alle sowohl Lehrende als auch Lernende sind. Die Heterogenität der Lerngruppe ist der gewollte Ausgangspunkt des Lernens. Dem eigenen Ich auf der Spur sein, dem Du begegnen, darin das frühere oder spätere Ich wiederfinden, Vertrautes geniessen und Fremdes in sich und im anderen bestaunen. Wichtige didaktische Grundlagen auf einen Blick finden Sie im Dokument Wie arbeiten mit Alt und Jung zusammengestellt.
Wo führe ich die Angebote durch?
Was brauchen Sie, um sich Zuhause zu fühlen? Wenn Katechese Heimat – und sei sie auf Zeit – schenken möchte, braucht es Lernorte, an denen man daheim sein darf. Zuhause bin ich dort, wo ich Spuren hinterlasse. Meine Bedürfnisse und meine Geschichte werden sichtbar. Eine Katechese im Miteinander der Generationen braucht Räume, die auf die Bedürfnisse verschiedener Menschen unterschiedlichen Alters eingehen. Stühle für kleine und grosse Menschen, Bilder mal tiefer und mal höher gehängt. Perfekt muss es nicht sein, aber Vielfalt wird sichtbar. Eine Zusammenstellung wichtiger Gedanken zu Lernräumen finden Sie im Dokument Generationenfreundliche Kirchenräume.
Was für Angebote könnte ich konkret machen?
Machen Sie doch einfach das, was Sie schon tun, nur ein wenig anders. Ein Krippenspiel für alle Interessierten in der Pfarrei. Eine Eucharistiekatechese nicht nur für Frischlinge, sondern auch für Vertiefer und Wiederentdecker. Versöhnungswege für die ganze Pfarrei. Ein Pfarreifest, bei dem alle Altersgruppen mitgestalten und mitentscheiden. Ein Kirchenchor, in dem auch Kinder und Jugendliche singen. Ministrieren für grosse und kleine, alte und junge Menschen. Drittweltgruppen, in denen Kinder und Jugendliche mitwirken und ihre Vision einer gerechten Gesellschaft gleichberechtigt einbringen. Wer sich einmal auf den Gedanken einlässt, findet schnell in jeder Pfarrei ungenutzte Chancen. Wer dazu noch mehr Inspiration sucht, findet weitere Ideen im Dokument Projekte für Alt und Jung.
Los geht’s!
Ihr Interesse ist geweckt? Nun würden Sie sich gerne mit anderen Personen aus der Praxis dazu austauschen und erprobte Projekte kennenlernen? Melden Sie sich an zum ersten Treffen des ökumenischen Netzwerks Generationenarbeit.
Familienkatechese ist Ihnen wichtig und der Gedanke, die ganze Vielfalt an Generationen heutiger Familien in Ihre Katechese einzubeziehen, spricht Sie an? Dann bestellen Sie die Broschüre Intergenerationelle Familienkatechese der Fachstelle für Religionspädagogik in Zürich mit wichtigen Tipps für die Praxis und ausgearbeiteten Angeboten für Ihre Katechese vor Ort.
Haben Sie beim Lesen bemerkt, dass auch Ihre Pfarrei schon lange ein altersdurchmischtes Angebot hat? Oder dass Sie schon an solch einem Angebot teilgenommen haben? Sind Sie noch skeptisch, ob das funktionieren kann? Mit einem Kommentar sind Sie Teil der Diskussion um Chancen und Hürden einer veränderten Katechese.
Literatur
- Franz, Julia, Intergenerationelle Bildung. Lernsituationen gestalten und Angebote entwickeln, Bielefeld 2014. »Einführung in die didaktischen Grundlagen«
- Perrig-Chiello, Pasqualina/Höpflinger, François/Suter, Christian, Generationen – Strukturen und Beziehungen, Zürich 2008. »Grundlagen zu Generationenbeziehungen in der Schweiz«
- Ref. Kirchen Bern-Jura (Hg.), „Zwischen-Töne“. Generationenprojekte – zur Nachahmung empfohlen, Bern 2000. »Praxisbeispiele der reformierten Kirche Schweiz«