Um eine solche Klärung ging es im Workshop «Kirchliche Jugendarbeit und Katechese: Gewinnbringende Zusammenarbeit!» an der katechetischen Fachtagung «Zukunft gestalten in kirchlichen Räumen und Zeiten» in Wislikofen. Zunächst wurden Begriffe geklärt. Religionsunterricht, Firm- (und Oberstufen-) Katechese sowie kirchliche Jugendarbeit sind unterschiedliche Teile der Jugendpastoral mit ihren je eigenen Zielen und Zugängen.

Unterschiedliche Ziele

Religionsunterricht hat primär Bildungsziele, Katechese (auch Firmvorbereitung) primär das Ziel, Jugendliche im Glauben und in der Gemeinschaft zu beheimaten und kirchliche Jugendarbeit hat Entwicklungsziele: Die subjektorientierte Begleitung in der persönlichen Entwicklung (siehe LeRUKa, S. 13 und Magna Charta, S. 1).

In der kirchlichen Jugendarbeit gilt es drei Bereiche zu unterscheiden: Verbandliche (Jubla, VKP) und verbandsähnliche (Minis, z.T. Jugendchöre) Jugendarbeit, offene kirchliche Jugendarbeit (Reisen, Projekte, Aktionen wie AngelForce, Jugendgottesdienste, kirchliche Treff-Angebote, …) sowie offene Jugendarbeit in kirchlicher Mitträgerschaft. Zu letzteren gehören beispielsweise Jugendtreffs und weitere Angebote, die von Gemeinden und Kirchgemeinden gemeinsam finanziert werden. Am meisten Berührungspunkte zur Katechese gibt es im Bereich der offenen kirchlichen Jugendarbeit.

Zielgruppen, Freiwilligkeit, Verbindlichkeit

Kirchliche Jugendarbeit und Katechese haben nicht nur unterschiedliche Ziele, sondern sie haben auch unterschiedliche Zielgruppen im Blick. Kirchliche Jugendarbeit steht grundsätzlich allen Jugendlichen offen. Die Verbindlichkeiten sind unterschiedlich hoch, sie variieren je nach Bereich: In der verbandlichen und teilverbandlichen Jugendarbeit ist die Verbindlichkeit am Höchsten. Die Jugendlichen sind Teil einer festen Gruppe oder eines Leitungsteams. Am tiefsten ist die Verbindlichkeit in der offenen kirchlichen Jugendarbeit, z.B. bei der Teilnahme an einem Jugendgottesdienst oder im Jugendtreff. Die Gruppen sind oft nach Alter, Konfession oder Herkunft gemischt. Kirchliche Jugendarbeit ist grundsätzlich immer freiwillig.

Katechese ist zwar grundsätzlich auch freiwillig, in der Praxis kommt es aber doch öfters vor, dass Jugendliche vor allem auf Druck der Eltern teilnehmen. Gerade Jugendliche mit Migrationshintergrund geben oft an, dass sie sich firmen lassen wollen, damit sie später in ihrem Herkunftsland kirchlich heiraten können. Die Zielgruppe der Katechese sind katholische Jugendliche. Das schliesst nicht aus, dass Andersgläubige teilnehmen, die Angebote sind aber mit Fokus auf die katholischen Jugendlichen geplant. Viele Gruppen sind altersspezifisch (insbesondere bei der Firmvorbereitung), manche auch altersgemischt. In der Regel wird verbindliche Teilnahme verlangt, auch wenn dies in der Praxis nicht immer leicht durchzuhalten ist.

Lernen

Lernen geschieht in der kirchlichen Jugendarbeit oft spontan, prozessorientiert und projektbezogen. Es handelt sich meist um informelles Lernen. Das bedeutet, dass neue Kompetenzen «en passant» in einem spannenden Projekt oder einer gemeinsamen Unternehmung sowie durch eigenes Engagement und das Übernehmen von Verantwortung gelernt werden.

In der Katechese geht es hingegen in der Regel um formales Lernen in klar umrissenen Lernsettings mit definierten Lernzielen resp. zu erwerbenden Kompetenzen.

Rollen und Voraussetzungen beim «Personal»

Entsprechend unterschiedlich sind die Anforderungen an das «Personal». Jugendarbeitende begegnen den Jugendlichen auf Augenhöhe, sie begleiten, beraten, setzen sich anwaltschaftlich für Jugendliche ein und sind als «spirituelle Animator*innen» tätig. Animatorische Kompetenzen zur Förderung der Partizipation sind zentral. Bezugswissenschaft ist daher die Soziokulturelle Animation.

Katechet*innen verstehen sich primär als Lehrende, die Lernprozesse der Jugendlichen und Glaubensentwicklung gezielt planen und umsetzen. Bezugswissenschaft ist die Religionspädagogik.

Kompetenzen im Begleiten und Beraten und ein mystagogischer Zugang zur Glaubensentwicklung sind bei beiden, Jugendarbeitenden und Katechet*innen, unabdingbar.

Bewusster Umgang mit den unterschiedlichen Zugängen

Die Zusammenarbeit von Jugendarbeitenden und katechetisch Tätigen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Das bedeutet, dass bei gemeinsamen Projekten das Feld gemeinsam abgesteckt und geklärt werden muss. Folgende Fragen können dazu hilfreich sein:

  • Was wollen wir primär erreichen und bewirken? (Ziele)
  • Wen wollen wir erreichen? (Zielgruppe)
  • Was braucht diese Zielgruppe? (bedarfsgerecht)
  • Wieviel Partizipation der Jugendlichen ist möglich, und wie können wir diese fördern?
  • Was ist unsere «Hauptmessage» in diesem Projekt?
  • In welchem Setting – Katechese oder Jugendarbeit – befinden wir uns?
  • Was kann mein spezifischer Beitrag (aufgrund meiner Rolle und meiner eigenen Kompetenzen) in diesem Setting sein?
  • Wer übernimmt ganz praktisch welche Rollen und Aufgaben?

Im folgenden noch einige weitere organisatorische und inhaltliche Hinweise. Vielleicht können sie als Gesprächsbasis dienen, um die Zusammenarbeit zwischen kirchlicher Jugendarbeit und Katechese zu vertiefen und gewinnbringend zu gestalten:

Thesen für die Arbeit mit Jugendlichen

  1. Übergänge zwischen Katechese und kirchlicher Jugendarbeit sind bewusst zu gestalten. Dazu gehört u.a., Beziehungen und Kontakte frühzeitig «weiter zu geben», inkl. die systematische Erfassung und Weitergabe von Adressdaten (Handy, WhatsApp, …).
  2. Solche Übergänge und weitere «Nahtstellen» sollen auch in einem pastoralen Konzept ausdrücklich benannt werden. Dies schafft für alle Beteiligten Verbindlichkeit, Planbarkeit und Kontinuität.
  3. Nachhaltig ist die Arbeit dort, wo Jugendliche positive Erinnerungen mitnehmen, wo sie Lust auf eigenes Engagement entwickeln und wo relevante persönliche Entwicklungsprozesse angestossen werden. Dies passiert am ehesten dort, wo Jugendliche sich selber engagieren (können) und wo Leben miteinander geteilt wird (z.B. in Lagern, auf Reisen, in intensiven Projekten). Es lohnt sich, dies bei der Auswertung zu beachten und die (Personal-)Ressourcen entsprechend einzuteilen.
  4. Kirche kann künftig immer weniger damit rechnen, dass Jugendliche von sich aus zu pfarreilichen Angeboten kommen. Der animatorische Ansatz (mit Partizipation, aufsuchendem Charakter, Bedarfsorientierung, Lebensweltorientierung) wird in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.
  5. Kirchliche Jugendarbeit ist schon eine Form von Pfarreileben und muss nicht erst ins «Pfarreileben» integriert werden. Denn: In der kirchlichen Jugendarbeit, z.B. in der Jubla, werden alle vier Grundvollzüge von Kirche verwirklicht. Dasselbe gilt im katechetischen Bereich z.B. für die Firmvorbereitung.

Schliesslich noch ein letztes: Eine wertschätzende und ressourcenorientierte Haltung sollte bei allen vorausgesetzt werden können, die mit Jugendlichen arbeiten. Es ist sicherlich hilfreich, wenn diese Haltung auch gegenüber den Arbeitskolleg*innen zum Ausdruck kommt.