Vorüberlegungen

Das Ziel des Kursnachmittages war, dass die Teilnehmenden verschiedene Arten von Störungen kennen und für sich bei Störungen in heterogenen Gruppen passende Handlungsmöglichkeiten und Gestaltungsideen finden.

Sich gestört fühlen und gestört sein, wird nicht pauschal erlebt. Wir erleben Störungen individuell anders, davon sind wir überzeugt.

Zur Sensibilisierung der Thematik haben die katechetisch Tätigen zu Beginn des Nachmittages folgende Fragen beantwortet:

  • Was erlebe ich als Störung? Was stört mich im Unterricht?
  • Was habe ich für ein Bild (Erwartungen), wie der Unterricht sein sollte? Wie würden sich die Kinder in einem Unterricht nach Deinen Erwartungen verhalten?
  • Was denkst Du, sind für Kinder Störungen?

Fragen zur persönlichen Biografie:

  • Wie habe ich mich als Kind im Unterricht verhalten? Störend, angepasst, still oder rebellisch?
  • Wie reagierte mein Umfeld auf mein Verhalten?
  • Wie haben mich meine inneren Überzeugungen bis heute geprägt?

Aus den persönlichen Antworten der Teilnehmenden heraus kristallisierten sich erste Erkenntnisse, wie

  • Störung ist nicht gleich Störung
  • Störungen werden vom Katecheten, der Katechetin, den Schülern und Schülerinnen unterschiedlich empfunden.

Individualität von Wahrnehmung

Warum nehmen wir Störungen unterschiedlich wahr? Ein Grund ist sicher, dass die Kinder und auch wir zu Störungen verschiedene Prägungen mit unterschiedlichen Blickwinkeln haben.

Die Kinder, die zu uns in den Unterricht kommen, kommen aus unterschiedlichen Familien. In den Familien werden Störungen unterschiedlich erlebt und auf Störungen unterschiedlich reagiert. Die Kinder passen ihr „Störungsverhalten“ den persönlich gemachten Erfahrungen an. Sie haben die Möglichkeit, sich angepasst zu verhalten, sich zurückzunehmen oder sie rebellieren gegen die Regeln, Aussagen, Themen usw. In beiden Situationen erhalten die Kinder Anerkennung. Oft ist es so, dass die angepassten Schüler und Schülerinnen eine Reaktion, ein Feedback von der Lehrperson erhalten, die sie bestärkt, sich auch weiterhin angepasst und still zu verhalten. Ebenso erhalten die rebellischen Schüler und Schülerinnen von der Lehrperson entsprechende Reaktionen, die sie bestärken, sich weiterhin rebellisch und störend zu verhalten. Diese Aussagen der Lehrkräfte geschehen meist unbewusst und ohne Absicht.

Kinder, die es nicht gewohnt sind, positive Feedbacks zu erhalten, werden bei positiven Feedbacks überfordert sein. Hier braucht es Zeit, Geduld und Standhalten bis bei Schülern und Schülerinnen, die stören und rebellieren, positive Feedbacks ankommen. Es geht um ein Umlernen des Gewohnten. Das gleiche gilt, wenn Schüler und Schülerinnen, die sich angepasst und still verhalten, plötzlich negative Feedbacks erhalten. Sie sind überfordert und können mit negativen Feedbacks nicht umgehen. Eine mögliche Reaktion der Schüler und Schülerinnen könnte sein: Verstummen, Erröten und oder sich zurückziehen.

Was bedeutet dies nun für den Unterricht? Wie können wir im Unterricht auf Störungen angemessen reagieren?

Hilfreich ist es, verschiedene Arten von Störungen zu kennen und die Lebenswelten der Kinder mit ihrem Blickwinkel zu verstehen.

Davon schreibt Jürg Rüedi in seinem Buch “Wie viel und welche Disziplin braucht die Schule? Antinomisches Verständnis.” 

Es ist wichtig, gegenüber sich selbst sowie den Schülern und Schülerinnen eine positive Grundhaltung mit einer guten Autorität einzunehmen und sich über die Auswirkungen von positiven und negativen Feedbacks im Klaren zu sein.

Zwei Konzepte der Transaktionsanalyse dienen als Unterstützung in dieser Thematik. 

Aus den gehörten Theorien und den Diskussionen haben die Teilnehmenden für sich passende Gestaltungs- und Handlungsmöglichkeiten formuliert.

  • Störungen ignorieren
  • Fokus auf die Lebenswelt der Kinder
  • Die Kinder aktiv in den Unterricht einbeziehen und ihnen Verantwortungen anvertrauen.
  • Den Raum wechseln (Pause draussen; Kirche, anderes Unterrichtszimmer)
  • Prozessorientierter Unterricht: Mit den Situationen gehen, die sind.
  • Spiele einbauen, um Übergänge oder einen Einstieg zu gestalten
  • Aussage Teilnehmende: „ Den grössten Druck machen wir uns selbst. Wir haben eine grosse Erwartungshaltung an uns selbst und die Kinder.“
  • Kinder in ihrem Tun loben
  • Bei Störungen, den SchülerInnen Rückfragen stellen.
  • Mit den SchülerInnen Abmachungen aufschreiben.

 

Wie bereits erwähnt, enthält dieser Artikel eine bewusste Auswahl von Theorie und Fragestellungen. Weitere Theorien zum Rollenverständnis, Gruppendynamik, sowie eine Weiterarbeit an der Thematik von Jürg Rüedi würden die Nachhaltigkeit des Themas unterstützen.

Fazit:„Störungen gehören zum Unterricht, ein angepasster Umgang mit Störungen ist möglich.“ (Christine Kohlbrenner-Borter)