Gewohnheiten

Wahrscheinlich sind wir uns einig: Das Herausfinden einer geeigneten Arbeitstechnik ist unvergleichbar einfacher als deren konsequente Anwendung.

Arbeitstechniken sind Gewohnheiten. Gewohnheiten ändern ist etwas vom Schwierigsten in unserem Leben. Denken wir an das Rauchen, das Essen, das pünktlich sein, usw.

Falls Sie eine oder mehrere Ihrer Arbeitstechniken verbessern möchten, müssen Sie sich auf ein längeres und anstrengendes Vorhaben einlassen.

Präzisen Vorsatz fassen

Formulieren Sie einen einzelnen, kleinen, realistischen, messbaren und auf Sie zugeschnittenen Vorsatz. Beispiele:

  • Im nächsten Monat lege ich die verwendeten Unterrichtsunterlagen der 3. und 4. Klassen an ihren Platz zurück, bevor ich neue hervor nehme.
  • Die Einladungen zu den nächsten drei Sitzungen unserer Arbeitsgruppe XY verschicke ich jeweils spätestens 10 Tage vor dem Anlass.
  • In der zweiten Woche der Frühlingsferien ordne ich meine Unterlagen zum Thema Gemeinschaft. Arbeitsbeginn spätestens am Mittwoch um 10.00 Uhr – unabhängig vom Wetter.
  • Bis am Samstag in einer Woche um 18.00 Uhr sehe ich die obersten 20 cm der Zeitschriften-Beige neben meinem Pult durch und behalte höchstens drei Artikel.

Bei präzis formulierten Vorsätzen bestehen gute Chancen, dass Sie Erfolg haben werden und aus diesem Erfolg heraus die Energie für einen weiteren Vorsatz schöpfen.

Wenig erfolgsversprechend sind unpräzis formulierte Vorsätze wie:

  • Ich werde im Büro mehr Ordnung halten.
  • Ich werde pünktlicher sein.
  • Ich werde meine Unterrichtsmaterialien sortieren.

Gegenseitige Unterstützung

Vielleicht spannen Sie mit jemandem zusammen. Sie ordnen zum Beispiel bis zum Datum x ihre Fotos zum Thema Gruppe. Ihre Kollegin macht in derselben Zeitspanne dasselbe mit ihren Kurzgeschichten zum Thema Vertrauen. Sie zeigen einander das Ergebnis ihrer Arbeit und feiern gemeinsam den Erfolg mit einer Crèmeschnitte.

Gemütliche Arbeitsumgebung

Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Arbeitsumgebung persönlich zu gestalten. Beispiele:

  • Richten Sie Ihren Arbeitsplatz gemütlich ein.
  • Kleben Sie Ihre Lieblingsfoto auf Ihre Agenda oder auf den Deckel Ihres Laptops.
  • Vergrössern sie eine Foto eines gelungenen Anlasses Ihrer Pfarrei auf Posterformat und platzieren Sie diese in Ihrem Sitzungszimmer an prominenter Stelle.

Positive, innere Bilder

Stellen Sie sich vor der Umsetzung Ihres Vorsatzes das Resultat Ihrer Arbeit mehrmals und intensiv vor. Verweilen Sie nicht bei den Defiziten. Beispiel: Malen Sie sich in kräftigen Bildern aus, wie es sich anfühlt, wenn Sie vor dem frisch geordneten Büchergestell stehen. Mit einem einzelnen Handgriff zupfen Sie jede Unterlage hervor – und Sie begegnen dabei keinem Ballast.

Etappieren

Teilen Sie Arbeiten in kleine Portionen auf. Besonders unangenehme Arbeiten teilen Sie in besonders kleine Portionen auf. Beispiel: Sie wollen die Hängeregistratur in Ihrem Schreibtisch auf Vordermann bringen. Dieses Vorhaben kostet Sie Energie. Nehmen Sie sich gerade mal zwei Mäppchen pro Tag vor. Wenn Sie mit der Arbeit beginnen, sind Sie bereits beim zweitletzten für heute.

Arbeitsplan und Verzichtplan

Wir werden mit einer wachsenden Zahl von Plänen konfrontiert: Jahresplänen, Semesterplänen, Quartalsplänen, Projektplänen, Lektionsplänen, Dienstplänen, Belegungsplänen, Schliessplänen, Reinigungsplänen, usw.

Ich halte es für wichtig, auch Verzichtspläne zu erstellen. Besprechen Sie in Ihrer Familie oder in Ihrer Pfarrei, was Sie 2019 nicht mehr tun werden.

Den Sinn sehen

Sie sind in der glücklichen Lage, dass Ihre Arbeit Sinn macht.

Frei nach Max Feigenwinter: Auch wenn

  • nicht alle Schüler/innen von Ihrem Unterricht schwärmen,
  • nicht jedes Ihrer Projekte ein messbares Resultat erzielt,
  • nicht jedes Gespräch in der Pfarrei konstruktiv verläuft,

Ihr Engagement ergibt Sinn. Ich wünsche Ihnen, dass diese Gewissheit Ihnen Energie gibt, das oft unattraktive „Drumherum“ wie ordnen, abrechnen, aufräumen zu meistern.

Vielleicht hilft Ihnen auch die Gewissheit, dass in zahlreichen Berufsfeldern die Frage nach dem Sinn deutlich schwieriger zu beantworten ist. Es gibt zum Beispiel nicht wenige Menschen, die ihre Schaffenskraft einsetzen, damit mehr Leute mit Geld, das sie nicht haben, mehr Konsumgüter kaufen, die sie nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen …. (nach Walter Slezak).

Auszeiten

Gönnen Sie sich immer wieder kürzere und längere Auszeiten. Im Idealfall nehmen Sie sich mehrmals pro Woche etwas Zeit für sich. Gönnen Sie sich auch mehrmals jährlich längere, sogar mehrtägige Sequenzen (in einem abgelegenen Berghotel, auf dem Velo, usw.)

Machen Sie genau das, was Ihnen gut tut.

Überlegen Sie in aller Ruhe, ob Sie auf Kurs sind. Was behalten sie bei? Was wollen und/oder müssen Sie ändern? Sind Ihre Ansprüche an sich selber und die Ansprüche von aussen realistisch? Wie halten Sie es mit dem Perfektionismus? Wie milde sind Sie mit sich selber, wenn Sie nicht alle Ziele erreichen?

Treffen Sie mit Ihrem Umfeld rechtzeitig die notwendigen Absprachen, dass Sie sich auf solche „Insel-Zeiten“ freuen können und sie auch realisieren.

Die 5-stündige Schifffahrt auf dem Vierwaldstädtersee hat fachlich nichts mit Ihrem Ablagesystem zu tun. Sie kann jedoch einen Energiebeitrag liefern, die Ablage systematisch zu pflegen, oder den Entschluss zu fassen, die Ablage wegzuwerfen.

Grenzen

Und wenn Ihnen die Arbeit trotz aller Anstrengungen und Arbeitsoptimierungen zu oft bis zum Hals steht und Sie belastet?

Dann helfen Arbeitstechniken nicht weiter. Dann sind möglicherweise tief greifende Veränderungen notwendig.

Ich wünsche Ihnen die Lust, Arbeitstechniken auszuhecken, die zu Ihnen passen und auch die Energie, sie regelmässig anzuwenden.