Wenn Schüler verweigern und aggressiv werden – Der Umgang damit
Was tun, wenn Kinder oder Jugendliche den Unterricht stören, nicht mitmachen, die Arbeit verweigern oder gar aggressiv werden? Das Simbu-Werkstatt-Theater erarbeitet zusammen mit den Lehrpersonen Lösungen, schwierigen Situationen kompetent zu begegnen – mit unkonventionellen Methoden.
Aus dem Arbeits-Alltag werden Situationen aufgenommen, die in kleinen Gruppen mit den Mitteln der Theaterpädagogik und der Kunsttherapie auf erfrischende und humorvolle Art dargestellt werden. Auf diese Weise ist es einfacher, gemeinsam mögliche Lösungen zu finden.
Für alle die nicht Theater spielen wollen, bietet das Simbu-Werkstatt-Theater die Lösungssuche für Lehrpersonen mittels Zeichenstiften, Farben, Ton oder Klängen an.
Der Austausch in Gruppen ist wichtig, denn jede Teilnehmerin/ jeder Teilnehmer für sich besitzt ein vielfältiges Expertenwissen.
Der Provokation widerstehen
Im Werkstatt-Theater werden verschiedene Lösungsstrategien zur Deeskalation präsentiert. Kommt es zum Eklat im Schulunterricht ist es wichtig der Provokation zu widerstehen. Es sollte weder gepredigt noch debattiert werden. Auch drohen und anschreien bringt nichts. Besser sind verzögerte Reaktionen, sodass sich eine Situation abkühlen kann. Direkte Reaktionen laden zu Drohungen und Gegendrohungen ein.
Anhand von konkreten Beispielen wird im Werkstatt-Theater aufgezeigt, wie gelernte Strategien angewendet werden können.
Voraussetzungen für einen reibungslosen Schul-Alltag
Verhalten im Zusammenhang mit der Umwelt erkennen
Es ist wichtig, auffälliges Verhalten in der Schulklasse zuordnen und verstehen zu können. Dabei hilft es, das Verhalten des Kindes im Zusammenhang mit seinen Mitmenschen zu betrachten. Das Problem soll sofort angesprochen werden.
In Beziehung treten
Das Kind soll wahrgenommen und sein „So-sein“ akzeptiert werden. Oft neigen wir dazu, anderen zu sagen, sie seien lieb, böse, gut, schlecht usw. Dadurch machen wir situationsbedingte Verhaltensweisen zu Eigenschaften einer Person – diese sind aber wesentlich schwerer zu verändern als ein situativ bedingtes Verhalten.
Positives Verhalten loben
Die kleinen positiven Ansätze und Verhalten, die ein Kind zeigt, sollen anerkannt und „gross“ gemacht werden. Meist fokussieren wir uns auf die negativen Momente. Positive Momente sollten unbedingt beachtet und unterstützt werden, auch wenn sie noch so klein sind. Es reicht schon den Daumen hochzuhalten, „give me five“ oder kurz Beifall zu klatschen.
Nachfragen statt bewerten
Grundsätzlich ist es nützlicher, wenn wir nicht zu schnell „verstehen“. Zuhören und Fragen stellen hilft dabei, die Dinge aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler zu verstehen und somit Suchprozesse anzuregen.
Deeskalation. Was machen, wenn es zum Eklat kommt?
Wichtig ist, kritisches Verhalten zu benennen. Verzögerte Reaktionen sind besser als direkte („das Eisen schmieden, wenn es kalt ist“). Auch Beharrlichkeit hilft zu deeskalieren. Es ist wichtig in Kontakt zu bleiben und positive, integrierende Aussagen zu machen.
Auf die Möglichkeit einer Wiedergutmachung bestehen
Nach einer Eskalation braucht es Zeit zum Abkühlen, danach kann eine Wiedergutmachung gefordert werden, um das Zugehörigkeitsgefühl wieder herzustellen. Es gibt keine Wahl, die Angelegenheit muss wieder gut gemacht werden.
Auf Ressourcen aufbauen
Eine Grundannahme ist, dass jeder Mensch über all die Ressourcen verfügt, die er braucht, um seine Ziele zu erreichen.
Die eigenen Gefühle wahrnehmen
Jede Person ist für seine Gefühle selbst verantwortlich. Unangenehme Gefühle können nur dann aufgelöst werden, wenn ich mich aktiv mit ihnen auseinandersetze.
Beispiele aus dem Schulalltag
Das Kind unter dem Stuhl
Ein Kind sitzt während des Unterrichts unter seinem Pult, es ist nicht dazu zu bewegen, sich auf seinen Stuhl am Pult zu setzen.
Als Lösung bietet sich eine „paradoxe Intervention“ an. Die Lehrperson könnte alle Schülerinnen und Schüler bitten, das auch mal auszuprobieren und selbst unter das Pult zu sitzen. Eine Umfrage bei den Schülern danach ergibt höchstwahrscheinlich, dass es unter dem Pult doch recht unbequem sei, ausserdem sehe niemand an die Tafel. Das Kind setzt sich wieder an sein Pult, hat aber die Erlaubnis, sich jederzeit wieder darunter zu setzen. Dies wird aus Erfahrung nicht mehr gemacht.
Die Pokémon-Karte
Ein Kind hat ein anderes Kind geschlagen, weil es denkt, dass dieses Kind ihm eine Pokémon-Karte gestohlen hat. Nach der Klärung der Situation geht es darum, dass von dem Kind, das geschlagen hat, eine Wiedergutmachung verlangt wird. Entweder kann von dem Kind selbst eine Idee dafür kommen, oder eine erwachsene Person kann dabei Unterstützung leisten.
Wichtig ist, dass eine „Wiedergutmachung“ passiert, damit der Vorfall für beide Parteien erledigt ist. Falls das Kind zu einer Wiedergutmachung erst mal nicht bereit ist, wird die erwachsene Person so lange darauf zurückkommen, bis die Wiedergutmachung geschehen ist.