Familienseelsorge verankern
Ein Wickeltisch im Männer-WC, ein Scooter-Ständer vor dem Pfarreiheim, eine kuschelige Kinderecke in der Pfarrkirche. Alles Dinge, die Familien zeigen: Ihr seid herzlich willkommen! Wie eine solche familienfreundliche Seelsorge nachhaltig in einer Pfarrei verankert werden kann, hat die Fachstelle Partnerschaft-Ehe-Familie Bistum St. Gallen (Fachstelle PEF) an einem Workshop aufgezeigt. Der Workshop wurde an der Tagung „welche Kirche tut Familien gut“ der theologischen Hochschule Chur vom Februar 2018 in Zürich zweimal mit gutem Besuch durchgeführt. Im Folgenden zeigen wir die Inhalte des Workshops auf und verweisen auf unterstützende Materialien.
Entschiedenheit für Familienseelsorge
Am Anfang steht der Entscheid der Leitungsgremien einer Pfarrei, Familienseelsorge künftig in der Pfarreiseelsorge prominent und pointiert verankern zu wollen. Dazu empfehlen wir den Dreischritt Sehen-Urteilen-Handeln:
Sehen: Welche Familien leben bei uns? Was beschäftigt sie? Welche Angebote für Familien – von der Taufpastoral bis „wenn die eigenen Eltern älter werden“ haben wir schon? Welche „weissen Flecken“ haben wir? Wie familienfreundlich ist unsere Pfarrei? Wie sind unsere Angebote und deren Trägerinnen miteinander vernetzt?
Urteilen: Welche Ziele haben wir in unserer Familienseelsorge? Welche Ressourcen stellen wir zur Verfügung, um diese zu erreichen? Wer wird beauftragt, diese Ziele umzusetzen und wie wird dies nachhaltig begleitet?
Handeln: Bewährtes (Trau- und Taufpastoral, Familiengottesdienste, RU, Kinder- und Jugenarbeit usw.) wertschätzen, unterstützen und vernetzen. Neue Angebote im Verbund mit Bewährtem aufbauen und nachhaltig verankern – und dazu Ressourcen (Räume, Finanzen. Personal) zur Verfügung stellen und unterstützende Strukturen (Leitbild, Arbeitsgruppen) schaffen.
In einer Arbeitshilfe hat die Fachstelle PEF diesen Dreischritt beschrieben. Diese Arbeitshilfe kann auf der Seite der Fachstelle bezogen werden.
Praxisbeispiel Gossau SG
Die Kirchgemeinde Gossau SG hat sich vor Jahrzehnten für eine nachhaltige Familienseelsorge entschieden. Eckpfeiler der Gossauer Familienseelsorge sind:
- Ein Leitbild und ein Konzept, die immer wieder angepasst werden. Personen aus dem Pastoralteam sind für die Familienseelsorge beauftragt und mit entsprechenden Ressourcen (Zeit und Geld) ausgestattet. Zudem wurde ein Team von Hauptamtlichen und Freiwilligen geschaffen, in dem auch die Zielgruppe (junge Eltern) vertreten ist, die die Familienseelsorge begleitet, umsetzt und weiter entwickelt.
- Von der Taufe an werden Eltern auf die Angebote in der Pfarrei für (junge) Eltern hingewiesen. Dazu dienen z.B. ein Flyer mit allen Angeboten und Kontaktadressen und ein Familienkalender, in dem alle Familienangebote aufgeführt sind.
- Die pfarreiliche Familienseelsorge ist ökumenisch aufgegleist und ist selbstverständlicher Teil des städtischen Angebots für Familien (z.B. sind kirchliche Familienangebote im städtischen Elternflyer prominent vertreten).
- In ökumenischer Zusammenarbeit werden in einem regelmässigen Turnus Elternbildungsangebote (Erziehungs-Kurse für junge Eltern und zum Thema Pubertät, Kurse zur religiösen Bildung) durchgeführt. Zudem wird an der alle zwei Jahre stattfindenden städtischen Elternbildungs-Expo ein attraktiver Stand betrieben.
- Immer wieder steht auch die Grosselterngeneration im Fokus der Familienseelsorge – im Bewusstsein, dass diese massgeblich an der Begleitung und (religiösen) Erziehung der Grosskinder beteiligt ist.
Auf allen Ebenen
Als Fachstelle des Bistums St. Gallen steht die Fachstelle PEF Pfarreiverantwortlichen in den Kantonen St. Gallen und beiden Appenzell beratend und unterstützend in der Förderung der Familienseelsorge zur Verfügung. Nebst der Projektbegleitung vor Ort vernetzt sie die verantwortlichen Hauptamtlichen und Freiwilligen auf Dekanats- und Bistumsebene, fördert diese durch Informationen, Best-Practice-Beispielen, Workshops und Weiterbildungen und setzt sich bei Entscheidungsträgern im dualen System für eine nachhaltige Verankerung der Familienseelsorge ein. Zum Wohle junger und älterer Familien und Generationen.