Maria Magdalena: Eine mutige Wegbereiterin für junge Menschen
Maria aus Magdala – Freundin, Verkünderin, Apostelin
Maria Magdalena soll auch im 21. Jahrhundert einen Platz im Leben der Menschen haben. Als Freundin, Verkünderin und Apostelin spielt sie nicht nur eine zentrale Rolle in der christlichen Tradition, sondern dient auch als Inspiration für Jugendliche, insbesondere für junge Frauen, ihre eigene innere Stärke und Berufung zu entdecken.

Ein Blick auf das Leben der Maria Magdalena
Maria Magdalena wird in allen vier kanonischen Evangelien sowie in apokryphen Schriften als bedeutende Begleiterin Jesu beschrieben. Sie war eine Frau von tiefer Entschlossenheit, die Jesus nicht nur durch seine Tätigkeit begleitete, sondern auch in den entscheidenden Momenten wie seinem Tod und seiner Auferstehung eine prägende Rolle spielte.
Biblische Verweise auf Maria Magdalena:
- Matthäus 27,45-61; 28,1
- Markus 15,40; 16,1-20
- Lukas 8,1-3; 23,49; 24,1-12
- Johannes 19,25-42; 20,1-18
Apokryphe Schriften, die Maria Magdalena besonders betonen:
- Petrusevangelium (2. Jahrhundert)
- Evangelium nach Maria (2. Jahrhundert)
- Pistis Sophia (250-400 n. Chr.)
- Philippsevangelium (ca. 400 n. Chr.)
- Historische Notizen von Flavius Josephus (37/38 n. Chr.)
Diese Schriften zeigen Maria nicht nur als eine Zeugin der Auferstehung, sondern auch als Vertraute Jesu und als Vermittlerin seiner Botschaft. Ihre starke Präsenz und ihr Mut sind in der Geschichte einmalig.
Die neue Sicht auf Maria Magdalena
Früher wurde Maria Magdalena oft mit der namenlosen Sünderin aus Lukas 7,36-50 gleichgesetzt. Dies führte zu einer langjährigen Fehlwahrnehmung ihrer Person. Heute werden diese Darstellungen zunehmend revidiert, und Maria Magdalena wird in ihrer wahren Bedeutung gewürdigt. Ihre Rolle als enge Vertraute Jesu und als Verkünderin der Auferstehung wird immer stärker betont.
Ein bedeutender Schritt in diese Richtung war die Einführung ihres Festtages am 22. Juli im Jahr 2016 durch Papst Franziskus. Mit der Bezeichnung "Apostelin der Apostel" wird ihr Beitrag zur Verbreitung der Osterbotschaft hervorgehoben. Diese Anerkennung zeigt, wie wichtig es ist, ihr Bild nicht auf Fehlinterpretationen zu reduzieren, sondern die Fülle ihrer Geschichte zu erzählen. Ihre Geschichte lädt dazu ein, alte Vorstellungen zu überdenken und neue Impulse für die Rolle der Frauen in der Kirche zu setzen.
Maria Magdalena als Vorbild für junge Menschen
Für Jugendliche, insbesondere junge Frauen, bietet Maria Magdalena wertvolle Impulse:
- Selbstvertrauen: Maria Magdalena zeigt, dass es möglich ist, in schwierigen Situationen standhaft zu bleiben. Ihre Begleitung Jesu bis ans Kreuz und ihr Mut, am leeren Grab zu sein, machen sie zu einem Symbol für Durchhaltevermögen und Stärke.
- Mut zur Verkündigung: Als Verkünderin der Auferstehung ist sie ein Beispiel dafür, dass es wichtig ist, für die eigene Überzeugung einzustehen, auch wenn man dabei auf Widerstand stoßt. Ihre Erfahrung zeigt Jugendlichen, dass die Verkündigung der eigenen Werte eine Form der Selbstbestätigung und des Wachstums sein kann.
- Partnerschaftliches Handeln: Maria Magdalena lebte in einer Gemeinschaft, in der Männer und Frauen gemeinsam wirkten. Dies macht sie zur Inspiration für Jugendliche, die lernen möchten, wie Zusammenarbeit und Gleichberechtigung in der Gemeinschaft gelebt werden können.
- Selbstfindung und Berufung: Ihr Weg zeigt jungen Menschen, dass die Suche nach der eigenen Berufung ein fortlaufender Prozess ist, bei dem Glaube, Mut und Vertrauen eine entscheidende Rolle spielen. Besonders für junge Frauen kann ihre Geschichte ein Wegweiser sein, ihre Identität und Stärke in einer oft herausfordernden Gesellschaft zu entwickeln.
Maria Magdalena kann in diesem Kontext auch als Brücke dienen, um Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Leadership oder den Umgang mit gesellschaftlichen Erwartungen im Religionsunterricht oder in Jugendgruppen zu behandeln.
Unterrichtsimpulse für Religionslehrpersonen
Maria Magdalenas Geschichte lässt sich vielseitig im Religionsunterricht einsetzen. Hier einige didaktische Ansätze:
- Bibelarbeit mit den Evangelien: Die Betrachtung der verschiedenen Bibelstellen über Maria Magdalena lässt Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Darstellungen sichtbar werden.
- Rollenspiele: Szenen aus dem Leben Maria Magdalenas können als Rollenspiele dargestellt werden, um die emotionale und spirituelle Tiefe ihres Lebens für die Schüler*innen erlebbar zu machen.
- Moderne Interpretation: Jugendliche könnten eigene Texte oder Gedichte schreiben, die Maria Magdalenas Botschaften in die heutige Zeit übertragen.
Integration in die Gemeindearbeit besonders in der Fastenzeit und den Ostertagen
Maria Magdalenas Geschichte kann nicht nur im schulischen Kontext, sondern auch in der Gemeindearbeit eine zentrale Rolle spielen. Besonders im Rahmen der Osterzeit bietet sich ihre Erzählung als Schwerpunkt für katechetische Angebote an. Das Leben der Maria Magdalena und deren Lebenserfahrungen impliziert, die eigenen Ostererlebnisse und Erfahrungen zu reflektieren und zu erweitern. Wertvoll der Austausch dazu in Pfarreigruppierungen. Die Feier der Auferstehung und die Verkündigung der Osterbotschaft sind eng mit ihrer Rolle als erste Zeugin der Auferstehung verbunden.
Mögliche Ansätze für die Praxis:
- Osterworkshops: Gemeindemitglieder könnten gemeinsam die Bedeutung der Osterbotschaft aus der Perspektive Maria Magdalenas erarbeiten und reflektieren, was diese Botschaft heute für das persönliche Glaubensleben bedeutet.
- Osterliturgien: Ihre Begegnung mit dem auferstandenen Christus eignet sich als zentrales Element für eine lebendige, symbolreiche Gestaltung von Gottesdiensten in der Osterzeit.
- Impulsgespräche: In Jugendgruppen oder Erwachsenenkreisen können Diskussionsrunden organisiert werden, die ihre Rolle als erste Verkünderin der Auferstehung thematisieren und Bezug zu aktuellen Themen wie der Rolle von Frauen in der Kirche herstellen.
Diese Beispiele stellen nur eine Auswahl dar und können je nach Gemeindekontext individuell erweitert und angepasst werden. Durch solche Zugänge kann die Geschichte Maria Magdalenas als kraftvolle und inspirierende Verbindung zwischen der biblischen Botschaft und dem heutigen Glaubensleben dienen.
Maria Magdalena zeigt, dass starke Frauen von Anfang an Teil der christlichen Geschichte waren. Ihre Geschichte ist eine Ermutigung für junge Menschen, an ihre eigene Berufung zu glauben und diese mit Mut und Hingabe zu verfolgen. Es liegt an uns, diese Botschaft weiterzugeben und ihre Relevanz für die heutige Zeit zu vermitteln.
Literaturhinweise
- Das Bilderbuch „Der Weg der Maria Magdalena“ (Galli/Koster)
- Werkbuch „Maria Magdalena: Modelle und Bausteine für Unterricht, Liturgie und Gemeindekatechese“ (Galli/Koster)
(beides zu beziehen bei der Autorin)
- Aufgabenset zu Maria Magdalena