Mit Wahlmodulen die Vielfalt der Pfarrei kennenlernen
Die Frage, wie die Kinder während der Eucharistievorbereitung Gemeinschafts-erfahrungen und Beheimatung innerhalb der Pfarrei Heiliggeist in Basel erleben können, führte zur Einführung der sogenannten «Wahlmodule», in denen sich die Kinder mit ihren Eltern für die Zeit der Eucharistiekatechese (und vielleicht auch darüber hinaus) für ein Engagement in einer Gruppierung der Pfarrei entscheiden. So fördert diese Art der Vorbereitung die Kompetenz 2D_3: “Die Kirche als Gemeinschaft in ihrer Vielfalt erkennen, unterschiedliche Glaubenspraxen vergleichen und sich darüber verständigen”.
Neue Wege in der Eucharistievorbereitung
Die Pfarrei Heiliggeist gehört zum Pastoralraum Basel-Stadt. Zur Pfarrei zählen vier Basler Quartiere. Die Bevölkerung ist ethnisch, sprachlich, sozial und religiös stark durchmischt. Basel-Stadt trennt zwischen Religionsunterricht an der Schule und Katechese, die ausschliesslich in den Pfarreien stattfindet.
Die Lebensumstände der Kinder und Familien sind sehr heterogen: traditionelle Familien, in denen sich Mutter und Vater die Erwerbsarbeit und Familienarbeit noch klassisch aufteilen, Familien, in denen beide Elternteile voll berufstätig sind und die Kinder unter der Woche fremdbetreut sind, getrennt lebende Eltern, die ihr Sorgerecht gemeinsam wahrnehmen und deren Kinder in zwei verschiedenen Haushalten leben, alleinerziehende Eltern, die meist unter einem sehr grossen Druck stehen, Familien, die in sehr beengtem räumlichen und finanziellen Rahmen leben und Kinder die in grosszügigen Villen wohnen, Kinder mit besonderen Bedürfnissen und Kinder, die aus anderen Kulturen kommen und zuhause eine andere Sprache sprechen und vieles mehr.
Viele Kinder, die an der Eucharistiekatechese teilnehmen, kennen sich untereinander nicht, da sie verschiedene Primarschulen besuchen. Die Familien haben oft mit der Eucharistiekatechese erstmals nach der Taufe wieder Kontakt mit der Pfarrei. Die meisten Kinder besuchen den ökumenischen Religionsunterricht, kommen aber mit unterschiedlicher religiöser Sozialisation und persönlichen Voraussetzungen zur Erstkommunionvorbereitung.
All diese unterschiedlichen Lebenswelten und Voraussetzungen möchten wir in unserer Pfarrei wertschätzen und den verschiedenen Bedürfnissen gerecht werden.
Aus diesem Grund haben wir in den letzten Jahren versucht, mit der Eucharistiekatechese den unterschiedlichsten Bedürfnissen gerecht zu werden, und entwickelten eine Eucharistiekatechese auf vier Säulen.
Eucharistiekatechese auf vier Säulen
- Kindertreffen
- Familiengottesdienste
- Elternabende
- Wahlmodule
In zwei ganztägigen Anlässen und fünf halbtägigen Kindertreffen werden die Inhalte der Eucharistietheologie auf elementarisierte, erlebnis- und handlungsorientierte Weise in kleinen Gruppen vermittelt.
Einmal im Monat werden die Erstkommunionkinder zu Familiengottesdiensten eingeladen, in denen sie mit Liturgie, Gebet und der Gottesdienstgemeinschaft vertraut werden. Während der Kar- und Ostertage werden familiengerechte Liturgien gefeiert.
Für den Einbezug der Eltern gibt es drei Elternabende, die jeweils einen informativen Teil und einen Teil für Austausch beinhalten. Ausserdem können sich die Eltern je nach zeitlichen Möglichkeiten und Interessen an verschiedenen Anlässen der Eucharistievorbereitung beteiligen.
Die Frage, wie die Kinder der Erstkommunionvorbereitung Gemeinschaftserfahrungen und Beheimatung innerhalb der Gesamtpfarrei erleben können, führte zur Einführung der sogenannten «Wahlmodule», in denen sich die Kinder mit ihren Eltern für die Zeit der Eucharistiekatechese (und vielleicht auch darüber hinaus) für ein Engagement in einer Gruppierung der Pfarrei entscheiden.
Wahlmodule – die Vielfalt der Pfarrei entdecken
Zu Beginn der Eucharistievorbereitung entscheiden sich die Kinder mit ihren Eltern für mindestens eines von sieben Modulen. Die Module sind zeitlich unterschiedlich organisiert, so dass die Familien schauen können, welches Modul in ihre Familiensituation passt. Die Kinder können sich ein Modul aussuchen, das ihren Interessen entspricht, oder in dem sie ein neues Talent entdecken können.
Zurzeit werden folgende Module angeboten:
Krippenspiel
Im Advent wird zusammen ein Krippenspiel einstudiert. Viermal treffen sich die Kinder, meist am Samstagvormittag zu den Proben. Dort werden Rollen ausprobiert, Texte gelernt, Gestik und Mimik erprobt und Kostüme ausgesucht. Spiele und Znüni sind natürlich auch sehr wichtig. Zusammen mit dem Chor wird das Krippenspiel an der Familienweihnachtsfeier am 24. Dezember aufgeführt.
Jugendchor
Der Jugendchor trifft sich wöchentlich an einem Vorabend für eine dreiviertelstündige Probe. In der wöchentlichen Probe werden neue Lieder einstudiert, aber auch Atemtechnik, Rhythmus und Auftretungskompetenz werden geübt. Neben dem Singen im Familiengottesdienst gestaltet der Chor das Krippenspiel musikalisch mit und einmal im Jahr wird ein kleines Musical aufgeführt.
Ministrantenschar
Schon während der Eucharistievorbereitung können die Kinder Ministrantenluft schnuppern. Nach einer Einführung dürfen sie – vor allem an den Familiengottesdiensten – bereits kleine Dienste während der Gottesdienste übernehmen. Ganz nahe am Geschehen wird der Gottesdienst lebendig erlebt. Ausserdem sind die Kinder auch zum Freizeitprogramm der Ministrantenschar eingeladen.
Schöpfungsdetektive
Sechs Mal im Jahr treffen sich Kinder im Primarschulalter am schulfreien Mittwochnachmittag zu den Schöpfungsdetektiven. Es wird geforscht und experimentiert. Staunen über die Wunder der Schöpfung regt zu Dankbarkeit und verantwortungsvollem Verhalten in Mit- und Umwelt an. So wird Vogelfutter produziert, ein Bienenhotel gebaut oder im Frühjahr Kräuterbutter aus den Kräutern im Park hergestellt und beim anschliessenden Zvieri geteilt.
Erlebnisnachmittag mit Liturgievorbereitung
Am Mittwochnachmittag vor den Familiengottesdiensten treffen sich die Kinder dieses Moduls zur Gottesdienstvorbereitung. Ein Stegreifspiel zur biblischen Lesung wird einstudiert, Bilder werden gemalt, Fürbitten formuliert oder das Lesen am Mikrofon geübt. Spielen und gemeinsam Essen gehören selbstverständlich auch dazu.
Tageslager
In einigen Ferien werden für Primarschüler*innen Tageslager in der Pfarrei angeboten. Zu einem Thema werden Tagesausflüge unternommen. Es wird gesungen, Geschichten gehört, gebetet und gebastelt und manchmal auch eine Aufführung am Ende der Woche einstudiert.
Familientag
Die ganze Familie oder Kinder mit ihren Bezugspersonen treffen sich für einen Tag zu einem spirituellen Thema. Bei kreativem Gestalten, Austausch, Besinnung und Begegnung erleben die Familien wertvolle Familienzeit und erhalten Impulse zur Gestaltung des Familienalltags.
Fazit
Das Konzept der Eucharistiekatechese auf vier Säulen ist mit ihren Elementen für die Kinder und die Eltern eine an den Adressaten orientierte Katechese auf verschiedenen Ebenen. Die zeitlich überschaubaren Gruppentreffen werden durch frei wählbare Module ergänzt. Die Wahlmöglichkeit kommt dem veränderten und sehr unterschiedlichen Familienalltag entgegen: Kinder, die durch die Woche hindurch in der Tagesstruktur sind, können sich ein Modul am Wochenende aussuchen. Kinder, die sich gerne regelmässig engagieren, können ein Modul unter der Woche wählen. Familien, die gerne gemeinsame Zeiten erleben und Impulse für den Familienalltag suchen, können am Familientag teilnehmen.
Noch viel wichtiger ist, dass sich die Kinder mit ihren je eigenen Interessen und Talenten einbringen können und so erleben, dass ganz verschiedene Talente zu einer lebendigen Kirche beitragen. Sie lernen in den Modulen ältere Kinder und Jugendliche kennen, die sich bereits in der Pfarrei engagieren.
Darüber hinaus findet mit den Familiengottesdiensten auch eine Vernetzung mit der gesamten Kirchengemeinde statt, die zur gegenseitigen Bereicherung beiträgt.
So werden mit den Wahlmodulen die vielfältigen Möglichkeiten der Beteiligung innerhalb der Pfarrei erlebbar.
Der organisatorische Aufwand für dieses Modell ist nicht zu unterschätzen. Die Zusammenarbeit und der Austausch mit den verschiedenen Bereichen der Angebote für Kinder und der Jugendarbeit ist wichtig. Doch der Aufwand lohnt sich, wenn am Ende des Jahres ein Kind sagt: «Schöpfungsdetektiv will ich bleiben! Ich komme im nächsten Schuljahr wieder.»