Dazu gehört neben der vertrauensvollen Beziehung der Lernenden untereinander und zur Lehrperson auch, dass die Lerneinheiten klar abgegrenzt und damit für die Kinder und Jugendlichen fassbar sind. Eine Lerneinheit bezeichnet die Zeitspanne, in der die Lernenden zusammen sind: Lektion, Doppellektion, Halbtag, … Jede Lerneinheit braucht einen klaren, geordneten Anfang und ein ebensolches Ende. Im religiösen Kontext werden dafür häufig spezifische Rituale verwendet, die über eine längere Zeit gleichbleiben.

Methoden zum Anfangen und Abschliessen einer Lerneinheit müssen folgendes leisten:

  • Ankommen in entspannter Atmosphäre
  • Kontaktaufnahme mit anderen Lernenden und der Lehrperson
  • Erleichterter Einstieg in die Thematik des Unterrichts
  • Rückblick auf die gemeinsam verbrachte Zeit und das Gelernte
  • Abschied in entspannter Atmosphäre

Fokus für die Lernenden

Für einen produktiven Lernprozess brauchen die Lernenden Sicherheit. Sie sollen sich in der Lerngruppe wohl fühlen und ihren Platz darin kennen, sie sollen die geltenden Regeln verstehen und wissen, was bezüglich der Lerninhalte und der zu erreichenden Kompetenz von ihnen erwartet wird.

Indem die Lernenden am Ende einer Lerneinheit auf das Gelernte / Erlebte zurückblicken, festigen sie diese neuen Eindrücke. Nach einem entspannten Abschied können diese nachwirken. Endet die Lerneinheit hingegen in Tumult, kann dieser das Gelernte leicht überdecken.

Fokus für die Lehrperson

Die Begrüssung und Verabschiedung der einzelnen Kinder oder Jugendlichen ist ein wichtiger Beziehungsmoment. Und wenn sie noch so kurz ist, jede persönliche Begrüssung resp. Verabschiedung ist ein Moment des Gegenübers von Du zu Du. Hier genügend Ruhe und Zeit einzuräumen, kann gerade in unruhigen Gruppen Wunder wirken.

Während des Einstiegsrituals kann die Lehrperson den Puls der Gruppe fühlen und je nach Stimmung die geplanten Lernschritte anpassen. Das kann bedeuten, dass zuerst ein Streit geschlichtet oder Raum für überbordende Emotionen gegeben wird, bevor der eigentliche Unterricht beginnt. Oder dass ein Thema, das die Lernenden aus einer akuten Situation heraus mitbringen, spontan aufgenommen wird.

Rituale

„Im pädagogischen Kontext beschreibt dieser Begriff eine regelmäßig stattfindende Handlung im Alltag der Kinder mit der Intention der Vertrauensbildung durch Rhythmisierung. Psychologisch bewirkt das sich Wiederholende, das für das Kind Wiedererkennbare eine Vertrauen schaffende Struktur der Verlässlichkeit, welche auf emotionaler Ebene das Urvertrauen zu stärken vermag. Rituale werden im Sinne einer Stabilität stiftenden Struktur entwickelt.“

(Moers, Edelgard, Itze, Ulrike, & Zeeh-Silva, Brigitte. (2019), Methoden im Religions- und Ethikunterricht. Ein Praxishandbuch. Stuttgart: Calver. S. 36.)

Rituale haben viele Vorteile:

„Rituale ermöglichen den Kindern Sicherheit und Orientierung, vermitteln Werte, geben Struktur, schaffen ein Identitätsgefühl, fördern die Empathie und das Selbstvertrauen. Genau diese positiven Gefühle sind nach den Ergebnissen der aktuellen Lernforschung wichtig für nachhaltiges Lernen.“

(Moers, Edelgard, Itze, Ulrike, & Zeeh-Silva, Brigitte. (2019), Methoden im Religions- und Ethikunterricht. Ein Praxishandbuch. Stuttgart: Calver. S. 37)

Darüber hinaus lernen Kinder und Jugendliche durch die regelmässige Teilnahme an Ritualen viele Grundvoraussetzungen für die Kompetenzbereiche E „Katholischen Glauben feiern“ und F „Christliche Spiritualität leben“.

Bei der Gestaltung von Ritualen ist darauf zu achten, dass sie so einfach wie möglich sind und die Kinder und Jugendlichen auch körperlich / sinnlich einbeziehen. Eine ideale Sitzordnung ist dafür der Kreis. Durch die Kreisform entsteht ein gemeinsames Zentrum, sie ist also im wahrsten Wortsinn zentrierend. Gleichzeitig fällt es in dieser Sitzordnung leicht, dass sich alle Anwesenden als zusammengehörig wahrnehmen. Allerdings hat der Kreis den Nachteil, dass die Lehrperson nicht alle Kinder im Blick hat. Alternativ bietet sich ein 3/4tel-Kreis an, der sowohl ein gemeinsames Zentrum bietet, als auch den Blickkontakt der Lehrperson zu allen Kindern ermöglicht.

Anfangen

In der Regel kommen die Kinder und Jugendlichen bereits vor Beginn der eigentlichen Lerneinheit in den Raum. Es gibt also einen Anfang vor dem Anfang resp. ein gestaffeltes Ankommen. Es kann sich lohnen, dieses mit klaren Regeln zu gestalten, z. B. für Zyklus 1:

  • Die Lehrperson begrüssen und ein paar Worte wechseln.
  • Still am Platz eine definierte Tätigkeit ausüben (z. B. Ausmalbild, Rätselheft, …); in der Bücherkiste schmökern, darin hat es im Idealfall Bücher, die zum aktuellen Thema passen, …
  • Wenn alle da sind, gibt die Lehrperson ein Klangzeichen und die Kinder setzen sich in den Kreis, wo das eigentliche Anfangsritual stattfindet. Beispiele dafür:
    • Die Lehrperson flüstert die Namen der Kinder der Reihe nach. Wer seinen Namen hört, kommt leise in den Kreis, nimmt sein Namenschild und setzt sich.
    • Gemeinsam ein Lied singen oder, im Kontext von Katechese, ein Gebet sprechen.
    • Eine Kerze stumm betrachten (dabei bedenken: Was passiert mit der Kerze während der verbleibenden Lernzeit?).
    • Etwas im Kreis herumgeben, z. B.
      • eine Guckschachtel, in der etwas liegt, das zur Lerneinheit passt.
      • einen Gegenstand, der genau betrachtet wird.
      • ein Instrument, das dabei immer klingen soll.
      • Tipp: Wenn die Lehrperson dabei stets das Kind fokussiert, bei dem der Gegenstand gerade ist, kann eine grosse Konzentration und Innigkeit entstehen.
    • Nach dem Anfangsritual gibt die Lehrperson einen Ausblick auf die Lerneinheit, damit die Lernenden wissen, was auf sie zukommt.

Aufhören

Rechtzeitig vor Ablauf der Arbeitszeit gibt die Lehrperson bekannt, dass die Lernenden ihren aktuellen Arbeitsschritt abschliessen sollen. Wenn immer es das Zeitbudget zulässt, verräumen die Lernenden die verwendeten Materialien gemeinsam. Dafür kann eine „Aufräummusik“ verwendet werden, die den SuS nonverbal anzeigt, wann die Aufräumzeit gekommen ist.

Danach setzen sich alle noch einmal in den Kreis. Ein kurzer Rückblick auf die Lerneinheit hilft, Gelerntes zu sichern, Probleme zu benennen, den Anschluss zur nächsten Lerneinheit zu gestalten.

Mit einem Abschlussritual kann die gemeinsame Lernzeit abgeschlossen werden. Idealerweise ist dieses analog zum Anfangsritual gestaltet. Zum Beispiel:

  • Die Lehrperson ruft ein Kind nach dem anderen flüsternd auf, dieses sagt etwas zur vergangenen Lerneinheit und legt sein Namenschild wieder in die Mitte. Wenn alle Namenschilder dort liegen, folgt die Verabschiedung.
  • Lieder und / oder Gebete passen auch an den Schluss.
  • Die Kerze noch einmal betrachten, dann bläst ein Kind sie aus und alle schauen dem Rauch zu.
  • Den Gegenstand in der anderen Richtung herumgeben. Evtl. sagen die Kinder etwas dazu.

Jedes Kind wird bewusst verabschiedet. Manchmal lohnt sich ein gestaffelter Abschied, damit nicht alle Kinder oder Jugendlichen gleichzeitig nach draussen stürmen.