Methoden zum Auflockern und Konzentrieren
Auflockerungs- oder Konzentrationsübungen können zu einem guten Lernklima beitragen. Sie dienen als kleine Unterbrechungen und machen Geist und Körper bereit für das, was folgt. Dabei haben sie keinen inhaltlichen Anspruch und brauchen also nicht unbedingt einen Zusammenhang zum Unterrichtsthema.
Im kompetenzorientierten Unterricht gibt es immer wieder längere Arbeitsphasen, in denen die Lernenden mit ihren jeweiligen Aufgaben beschäftigt sind. Wenn die Arbeitsenergie in solchen Phasen abflaut, können kurze Zwischenübungen die Stimmung auflockern und neue Energie freisetzen. Auch zur Unterbrechung zwischen zwei Arbeitsschritten oder als Abgrenzung zur Pause können solche Übungen oder «Hosensackspiele» eingesetzt und als Hilfsmittel zum Rhythmisieren verwendet werden. Und schliesslich tragen sie insbesondere in stark individualisiertem Unterricht zum Gemeinschaftsgefühl und Klassengeist bei.
Fokus für die Lernenden
Als Lerngruppe
Für die Lernenden steht der Spass am gemeinsamen Tun im Vordergrund. Die Zwischenübung ist für sie eine Pause, sie können den Kopf lüften, Emotionen rauslassen, neue Energie tanken. Nach oder zwischen inhaltlich anspruchsvollen Aufgaben aber auch bei sozial stressigen Situationen können solche «Auflockerer» neutralisierend wirken. Sie können Stress abbauen, beruhigen oder aktivieren und die Lernenden so auf die nächste Arbeitsphase und das dort geforderte Energielevel vorbereiten.
Als Möglichkeit für die Einzelnen
Nicht immer brauchen alle Lernenden gleichzeitig eine Pause. Wenn die Einzelnen über entsprechende Techniken verfügen, können sie sich eigene Pausen auch unabhängig von den anderen gönnen. Besonders geeignet dafür sind die verschiedenen Körperübungen, da sie kaum Platz benötigen und keinen Lärm machen.
Fokus für die Lehrperson
Bei grösseren Übergängen oder als Teamaktivität kann die Lehrperson Zwischenübungen bereits im Voraus einplanen. So können zum Beispiel auch bei Werkstattunterricht oder Postenarbeit verschiedene Auflockerungsübungen als eigener Posten angeboten werden. Darüber hinaus setzt die Lehrperson diese spontan immer dann ein, wenn eine Stimmungsänderung in der Lerngruppe angezeigt ist. Für diese Situation lohnt es sich, immer einige Spielideen bereit zu haben, die einfach gezückt werden können. Hilfreich ist dafür ein Material-Säckli oder eine Ideen-Kartei, damit die Spiele bei Bedarf griffbereit sind.
Meistens kennen die Lernenden auch eigene Spiele und Übungen aus der Schule, die sich im Religionsunterricht und in der Katechese übernehmen lassen.
Je jünger die Kinder, desto mehr Bewegung brauchen sie. Diesem Bedürfnis ist mit unterschiedlichen Formen von bewegtem Unterricht und Auflockerungen nachzukommen. Wenn die Kinder bereits erschöpft sind von einem langen Schultag kann es aber auch angebracht sein, sie in einer Stilleübung neue Kraft tanken zu lassen. (Zu Stilleübungen vgl. den Beitrag „Methoden in der Lernphase B“)
Auflockern
Singen
- Die bekannteste Form einer Auflockerung ist das Singen. Wer mit der Lerngruppe ein kleines Repertoire aufbaut, hat immer ein passendes Lied zur Hand. Zur Not helfen CDs. Tipp: Singen von bekannten Liedern in verschiedenen Positionen ausprobieren: herumgehend, auf dem Rücken liegend, im Kreis sitzend mit Gesicht nach aussen, auf dem Bauch liegend, mit geschlossenen Augen, … Ausserdem das Singen begleiten mit Gebärden oder einfachen Tanzschritten oder die Dynamik variieren (langsam, schnell, laut, leise, …).
- Auch Sprechgesänge sind beliebt und vor allem ab Zyklus 2 eine gute Alternative zum eigentlichen Singen.
Singspiele
- Singspiele verbinden Stimme, Melodie und Bewegung miteinander. Zum Beispiel das seit Jahrzehnten beliebte «O muni muni mai» oder «Laurenzia, liebe Laurenzia mein» (wer nicht mehr weiss, wie es geht, findet beides auf Youtube).
- Eine etwas anspruchsvollere Variante von «O muni muni mai» lässt sich am besten auf dem Boden kniend spielen. Jedes Kind legt die linke Hand aufs rechte Knie des Nachbarkindes. (Das heisst also, jedes Kind hat auf seinem rechten Knie die linke Hand des rechten Nachbarkindes. Seine eigene linke Hand liegt auf dem rechten Knie des linken Nachbarkindes.) Mit der rechten Hand greift es einen Tennisball. Im Rhythmus eines Liedes oder Sprechgesangs legen alle Kinder gleichzeitig ihren Tennisball in die offene linke Hand des Nachbarkindes auf ihrem rechten Knie. Weil das alle gleichzeitig tun, kommt immer gleich schon Nachschub von nebenan in die eigene linke Hand. Die rechte Hand greift diesen neuen Ball und legt ihn in die offene linke Hand des rechten Nachbarkindes. So werden die Bälle immer reihum gegeben. Schwieriger (und lustiger) wird es, wenn an einer bestimmten Stelle des Liedes / Spruches der Ball nicht abgegeben wird, sondern die Hand des rechten Nachbarkindes nur mit dem Ball berührt und dieser zurück zur eigenen linken Hand geführt wird, bevor das Lied dann in die nächste normale Runde startet.
Tipp: Anstelle von Bällen Finken nehmen oder Trinkbecher oder …
Bewegungsspiele
Für fast alle Bewegungsspiele braucht es Platz. In einem vollen Schulzimmer herrscht Verletzungsgefahr. Vielleicht kann auf dem Flur, im Eingang oder auf dem Hof gespielt werden.
- Beim Wäscheklammerfangis bekommen alle eine Wäscheklammer aus Holz und eine aus Plastik. Sie klemmen sich diese an den Pulli. Ziel des Spiels ist es, die Plastikklammern möglichst loszuwerden und sich dafür so viele Holzklammer wie möglich zu ergattern. Das Spiel beginnt und endet auf ein Klangzeichen der Lehrperson. Variante: Gespielt wird nur mit Holzklammern. Vor Spielbeginn schreibt jedes Kind auf seine Holzklammern je einen Begriff aus zwei Kategorien, z. B. eine Plage aus Ägypten und ein Lebensmittel aus dem gelobten Land. Die Kinder versuchen dann, die Plagen loszuwerden und die Lebensmittel zu sammeln.
- Beim «Güggelikampf» stellen sich alle auf ein Bein und verschränken die Arme vor der Brust. Auf diese Weise wird gegeneinander gekämpft. Wer das Gleichgewicht verliert und mit dem Bein den Boden berührt, muss raus.
- Die Kinder stellen sich in einem grossen Doppelkreis auf, so dass alle gegen die Kreismitte schauen. Auf ein Signal müssen die Kinder im inneren Kreis den Platz wechseln, jene im äusseren Kreis wollen das verhindern, indem sie das Kind vor ihnen um den Bauch packen. Wem der Platzwechsel gelingt, stellt sich in den Aussenkreis, so dass die Rollen immer wieder gewechselt werden.
- Gummitwist spielen. Die Kinder können selbst Hüpfmuster erfinden.
- Zu Musik tanzen, evtl. mit einer aktuellen Choreographie.
- Eine «Zeitungsschneeballschlacht» bringt auch in engere Räume Bewegung. Dazu werden zuerst Zeitungsblätter zu «Schnellbällen» geformt. Dann wird mit einer Schnur eine Mittellinie markiert. Alle nehmen einen «Schneeball» in die Hand. Je eine Halbklasse stellt sich auf eine Seite der Mittellinie. Auf los beginnt die Schneeballschlacht. Gefallene Bälle werden sofort zurück ins gegnerische Feld geworfen. Ein akustisches Zeichen beendet das Spiel. Die Gruppe mit weniger Schneebällen im eigenen Feld hat gewonnen.
Konzentration fördern
Die folgenden Übungen eignen sich besonders im Vorfeld einer anspruchsvollen Aufgabe. Sie helfen, die Energien zu bündeln und die Aufmerksamkeit zu fokussieren. Alternativ können dazu auch Stilleübungen eingesetzt werden.
Körperübungen
- Mit kräftigem Druck mit Daumen und Zeigefinger die Ohrränder von oben nach unten bis zum Ohrläppchen streichen und Ohrkanten und -läppchen massieren.
- Abwechselnd den rechten Ellbogen mit dem linken Knie und den linken Ellbogen mit dem rechten Knie zusammenbringen.
- Mit allen möglichen Körperteilen liegende Achten (Lemniskaten) auf den Boden oder in die Luft zeichnen: Fuss, Faust, Ellbogen, Nasenspitze, Augen, Hüfte, …
- Alle ziehen die Finken aus, bekommen einen Pingpongball, stellen ihren einen Fuss leicht auf den Ball und massieren so die Fusssohle. Noch besser wären kleinere Bälle à ca. 2cm Durchmesser, eine ideale Härte haben Gumpibälle.
- Einander etwas in die Handfläche oder auf den Rücken zeichnen, mit dem Finger oder mit unterschiedlichen Gegenständen (Pinsel, Bleistift, Radiergummi, Pingpongball …). Dazu können Bildkarten verwendet werden, die vorgeben, was gezeichnet werden soll.
Rhythmen
- Jemand klopft einen einfachen Rhythmus, alle machen diesen Rhythmus eine Weile lang nach. Dann folgt ein neuer Rhythmus. Geklopft werden kann mit der Faust auf den Tisch / Boden / Stuhl, mit den Füssen, mit der flachen Hand auf die Brust, …
- Zum Rhythmen Klopfen normale Rundstäbe verwenden, ca. 20cm lang. Sie sind günstig und werden nie zu laut, auch wenn viele miteinander spielen.
- Alternativ können Rhythmen auch gesprochen werden, zum Beispiel mit Hilfe von biblischen Namen mit unterschiedlich vielen Silben. Rut, Rahel, Rebekka; Gad, Goliat, Gideon, …
- Eine ganzheitliche Variante ist die sogenannte Body-Percussion, wo der ganze Körper zum Produzieren von Rhythmen eingesetzt wird. Auf youtube gibt’s zahlreiche Ideen. Z. B. diese einfache Idee hier für eine Gruppenaktivität. Unzählige Ideen bieten auch die Youtube-Filme von Richard Filz. Tipp: Mit den Kindern direkt ab den Youtube-Filmen arbeiten.
Regeln
- Im Kreis stehen. Ein Ball wird kreuz und quer im Kreis herumgegeben / geworfen, bis er bei allen einmal vorbeikam. Diese Reihenfolge wird nun ein paar Mal wiederholt. Ein zweiter, davon klar zu unterscheidender Ball wir nun in anderer Reihenfolge herumgegeben. Sobald auch diese Reihenfolge sitzt, starten beide Bälle gleichzeitig. Alternativ können statt Bälle auch Wörter herumgegeben (also: zugerufen) werden.
- Immer zwei stehen sich gegenüber. Sie zählen immer wieder auf 3 (A sagt laut 1, B sagt 2, A sagt 3; B sagt 1, A sagt 2, B sagt 3, …) bis jemand raus fällt.
- Im Kreis wird reihum gezählt, aber alle Zahlen, die durch 7 teilbar sind, dürfen nicht gesprochen werden. Stattdessen kann z. B. «psst» gesagt oder einmal geklatscht werden. Das lässt sich beliebig erweitern: Bei durch 5 teilbaren Zahlen muss man aufstehen und sich wieder hinsetzen, bei durch 4 teilbaren Zahlen müssen sich alle einmal um die eigene Achse drehen, … Analog kann auch mit Wörtern gespielt werden, z. B. die biblischen Bücher aufzählen, oder Assoziationsketten bilden zu einem bestimmten Thema, aber es dürfen keine Wörter genannt werden, die mit «b» beginnen.
Literatur
Gross, Harald. (2010), Munterbrechungen. 22 aktivierende Auflockerungen für Seminare und Sitzungen. Gert Schilling Verlag.
Schubert, Ines. (2014), Praxisbuch Kopfgymnastik für Kinder : mit kleinen Übungen aus der Kinesiologie das Gehirn aktivieren, Konzentration fördern, Denkblockaden lösen. Mülheim an der Ruhr : Verlag an der Ruhr.
Klatschspiel: https://youtu.be/uC_4HXs1G3I
https://www.jubla.ch/mitglieder/blog/spiele-aus-dem-hosensack/
https://www.jubla.ch/mitglieder/blog/2014/hosensackspiele-buechlein-spiele-fuer-alle-gelegenheiten/
Dieser Beitrag ist Teil der Serie Ich kanns! Unterrichtsmethoden kompetenzorientiert einsetzen. Weitere Teile:
Methoden zum Reflektieren des Lernens Methoden zum Auflockern und Konzentrieren Methoden in der Lernphase Z Methoden in der Lernphase E Methoden in der Lernphase B Feedback im kompetenzorientierten Unterricht Methoden zum Anfangen und Abschliessen einer Lerneinheit Methoden zur Bildung von Gruppen