Bei Laternenlicht vorweihnachtliche Geschichten hören und erleben
Manuela Nef ist in der Antoniuspfarrei Kleindöttingen freiwillig engagiert. Seit 2013 ist sie voller Begeisterung im Team von Gschichte-Zyte im Zelt mit dabei. Im Gespräch mit Christiane Burgert-Rothmaier berichtet sie von diesem Pfarreiprojekt.
Bereits seit 2006 ist es in Kleindöttingen Tradition, dass Kindergartenkinder und Kinder im frühen Primarschulalter an vier Mittwochen im Advent vorweihnachtlichen Geschichten lauschen. Je nachdem wie Weihnachten fällt, ist das erste Treffen vor Adventsbeginn. Mit dabei sind die Begleitpersonen und häufig auch jüngere Geschwisterkinder. Es ist freigestellt, ob man einmal oder öfter kommt. Der Besuch ist kostenlos und ohne Anmeldung.
Bei jeder Gschichte-Zyt sind mindestens zwei Personen aus dem Team anwesend. Eine Person begrüsst ab 16.45 Uhr die eintreffenden Gäste. Der Raum ist abgedunkelt. Vom Eingang her gibt es einen Kerzenweg zum Erzählplatz. Das Team zündet diese Kerzen im Vorfeld selbst an und kann sich so auf den Abend einstimmen. Wenn die Kinder die Kirche betreten, läuft im Hintergrund leise Musik. Das trägt zu einer ruhigen Atmosphäre bei.
Das Spezielle an der Gschichte-Zyt ist, dass hierfür extra ein grosses Zelt in der Kirche aufgestellt wird. Das Team baut das Zelt am Tag vor der ersten Gschichte-Zyt gemeinsam auf. Damit es nicht zur Stolperfalle wird, werden die Zeltschnüre abgeklebt. Das Zelt sorgt für eine heimelige und gemütliche Erzählatmosphäre und bleibt die ganze Adventszeit stehen. Im Zelt sitzen die Kinder auf bunten Kissen am Boden. Am Rand sind die Begleitpersonen in einem grossen Halbkreis. Die Erzählerin nimmt auf einem geheimnisvollen Erzählstuhl Platz, so dass sie von allen Kindern gut gesehen wird. Neben ihr steht auf einem kleinen Tischchen eine flackernde Geschichtenlaterne.
Die Kinder warten gespannt. Um 17.00 Uhr geht es endlich los. Wer an diesem Abend fürs Begrüssen zuständig ist, der bleibt noch ein paar Minuten an der Türe stehen, um verspätete Gäste freundlich in Empfang zu nehmen. Während dessen verwickelt die Erzählerin die Kinder in ein kurzes Gespräch. Dann tönt die Klangschale. Es wird mucksmäuschenstill und die Geschichte beginnt. Die Verantwortung für die Kinder liegt bei den Eltern. Sollte ein Kind während des Erzählens sehr unruhig werden, unterstützt die Person aus dem Team, welche an diesem Abend begrüsst. So kann sich die Erzählerin ganz auf die Geschichte konzentrieren. Ist die Geschichte fertig, ertönt nochmals die Klangschale. Im Anschluss wird im Hintergrund wieder leise Musik eingeschaltet. Jedes Kind erhält ein Bhaltis (Geschenk), welches zum Abend passt. Das kann mal ein Adventsguetzli oder etwas Gebasteltes sein.
Die Gschichte-Zyt wird sehr gut besucht. Es kommen zwischen 25 und 45 Kinder. Die meisten Familien sind aus Kleindöttingen. Es sind aber auch immer wieder Besuchende aus Nachbargemeinden dabei. Das Team erhält viele positive Rückmeldungen. Klein und Gross mögen die spezielle Atmosphäre in der «Zeltkirche» und das Eintauchen in die zauberhafte Welt der Geschichten. Kleine Kinder finden einen positiven Zugang zum Kirchenraum. Die Familien schätzen, dass der Anlass höchstens 30 Minuten dauert und so auch für jüngere Kinder geeignet ist.
Das ganze Jahr über sammelt das Team passende Geschichten. Es kommen Bilderbücher und auch das Erzähltheater Kamishibai zum Einsatz. Kurzweilig müssen die Geschichten sein. Gute Erfahrungen machen die freiwillig Engagierten mit Tiergeschichten. Die kommen bei den Kindern immer gut an. Am ersten Mittwoch wird meist ein wertebasiertes Bilderbuch z. B. zum Thema Teilen oder Freundschaft erzählt. In der darauffolgenden Woche gibt es häufig eine Samichlausgeschichte. Am dritten und vierten Abend werden adventliche und weihnachtliche Geschichten erzählt. Für den Überraschungseffekt gab es bei einer Eselsgeschichte auch schon mal einen echten Esel vor der Tür. Da Manuela Nef Bauchrednerin ist, kommt auch ab und zu ihre Handpuppe zum Einsatz.
Im Vorfeld gibt es für das Team eine grosse Sitzung, wo die Geschichten ausgesucht und festgelegt wird, wer wann erzählt. Das Kleindöttinger Team findet es gut, wenn unterschiedliche Personen erzählen. Das sorgt für Lebendigkeit und Abwechslung.
Damit an alle und alles gedacht wird, hat Manuela Nef eine Checkliste. Neben den Absprachen im Team braucht es Abmachungen mit der Seelsorgerin, der Sakristanin und dem Sekretariat. Früher wurde in einem kleineren Zelt erzählt. Das war sehr wackelig und eng. Auf Kosten der Pfarrei wurden ein grosses Zelt und schöne Sitzkissen angeschafft. Die Pfarrei finanziert auch die Ausgaben für Bhaltis und Verbrauchsmaterialien.
Ein grosses Thema ist Werbung. Es werden Flyer in Kindergarten und Schule abgegeben. Es gibt einen Artikel in der Lokalzeitung und Hinweise im Gemeindeblatt. Auch die kircheneigenen Kommunikationsmedien wie Pfarrblatt und Webseite werden bedient.
Wer diese stimmungsvolle Atmosphäre unter der Zeltkuppel in Kleindöttingen selbst erleben oder nähere Informationen will, der kann sich bei Manuela Nef melden:
Danke an Manuela Nef für das begeisterte Erzählen von diesem gelungenen Adventsprojekt.
Dieser Beitrag ist Teil der Serie Good-Practice-Beispiele für die Vorschulkatechese. Weitere Teile:
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