Gelungene Familienaktion mit geschmückten Pfingstbrunnen
Die Theologin und Pastoralreferentin Mirjam Hake arbeitet in der Seelsorgeeinheit Rheinfelden (D). Gemeinsam mit ihrem Kollegen Diakon Michael Schmidt hat sie für die Pfingsttage 2020 eine «draussen-unterwegs-Aktion» für Familien entwickelt. In diesem Artikel erfahren Sie von den Stärken dieses Projektes und erhalten Tipps zur Umsetzung.
Die eigene Umgebung mit einer Landkarte erkunden
Wegen Corona lanciert die Seelsorgeeinheit Rheinfelden am Karfreitag 2020 einen «QReuzweg mal anders». Hierzu zeichnen sie auf einer Landkarte alle Wegkreuze in Rheinfelden ein und per QR-Code gibt es Impulse. Weil diese «draussen-unterwegs-Aktion» mit Karte bei den Familien so gut ankommt, entwickeln Frau Hake und ihr Kollege zu Pfingsten die Brunnenaktion und führt aus: «Zunächst recherchierten wir, wo es überall in und um Rheinfelden Brunnen und Quellen gibt und verzeichneten diese auf einer Landkarte in den einzelnen Ortsteilen.» Diese Brunnen-Landkarte wird als PDF auf die Webseite der Seelsorgeeinheit gestellt und ermöglicht mit den 50 Brunnen-Stationen einen ganz neuen Blick auf die eigene Heimat.
Route planen und selbstbestimmt losziehen
Die Brunnen-Landkarte wird von den Familien selbst ausgedruckt. Dies vereinfacht die Organisation und ermöglicht «drucken nach Bedarf». Jede Familie wählt selbst, welche und wie viele Brunnen sie an Pfingsten aufsucht. Die Seelsorgerin erklärt: «Es macht den Kindern grossen Spass, anhand einer Landkarte eine eigene Route zusammenzustellen. Nebenbei lernen sie so das Kartenlesen.»
Zeitlich sind die Familien bei dieser Aktion sehr flexibel. Die Brunnen sind von Pfingstsonntag bis Dreifaltigkeitssonntag (Sonntag nach Pfingsten) gestaltet. Die Theologin berichtet: «Es wurde sehr geschätzt, dass die Aktion ‘vor der eigenen Haustür’ stattfand. Die meisten Familien waren mit dem Fahrrad unterwegs. Kleinere Kinder waren im Fahrradanhänger. Je nach Wahl der Brunnen und Alter der Kinder war es auch zu Fuss machbar.»
Weltliches Brauchtum vom Schmücken der Brunnen aufgegriffen
Wieso das Team ausgerechnet Brunnen in den Mittelpunkt stellt, erklärt Frau Hake so: «Einer alten Tradition zufolge werden zu Pfingsten Brunnen geschmückt. In diesem Sinne wollten wir dazu einladen, sich in der Woche nach Pfingsten auf den Weg zu den Rheinfeldener Brunnen zu machen.»
Zwischen geschmückten Brunnen und christlicher Theologie lässt sich folgender Bezug herstellen: «Der Heiliger Geist als die unerschöpfliche Quelle göttlichen Lebens in uns.» (Papst Franziskus, Generalaudienz, 8. Mai 2013) Wie erfrischend und wohltuend Wasser ist, das spüren die Pfingstausflügler in Rheinfelden am eigenen Leib. «Zum Glück hat das Wetter mitgespielt» betont die Seelsorgerin.
Die Familien bringen das benötigte Material von zuhause mit
Auf der Einladung steht: «An den rot eingezeichneten Brunnen gibt es jeweils eine kleine Aktion. Was ihr dafür braucht, das erfahrt ihr ebenfalls auf den Karten. Also: Route planen und Utensilien einpacken …»
Wird das Material von den Kindern mitgebracht, können sie selbst etwas zur Aktion beitragen und Verantwortung übernehmen. Das tut Kindern gut. Gleichzeitig entlastet es das Team, wenn es nicht ständig Material nachfüllen muss. Für alle Fälle hat Frau Hake bei jedem Aktionsbrunnen eine kleine Materialkiste hinterlegt. Diese wird teilweise auch genutzt. Bei der Auswahl der sieben Aktionsbrunnen wird darauf geachtet, dass es in jedem Ortsteil einen rot markierten Brunnen gibt.
Brunnen-Patinnen und Paten ins Boot holen
«Die Genehmigung bei der politischen Gemeinde hat Zeit in Anspruch genommen» erzählt die Theologin. «Wir haben ausgehandelt, dass es für jeden Brunnen eine Patenschaft gibt. Dies war in manchen Ortsteilen sehr einfach, aber teilweise mussten wir länger suchen.» Die Brunnenpaten verpflichten sich, mindestens 1x täglich nach «ihrem» Brunnen zu schauen. Dafür dürfen sie im Vorfeld bei der Auswahl der Brunnen mitentscheiden und einen Pfingstbrunnen wählen, der in der Nähe ihres Hauses liegt.
Kirche geht raus und wird positiv wahrgenommen
Das Motto der ganzen Aktion lautet: «Mit allen Wassern gewaschen». Diese Redewendung findet sich bei jedem Posten auf einem laminierten Plakat. Dazu erscheint das Logo der Seelsorgeeinheit. Das Team legt grossen Wert darauf, dass alle Stationen mit einem einheitlichen Layout daherkommen. «Die Aktionsbrunnen waren ein echter Hingucker und mit dem Logo kostenlose Werbung für uns. Es gab überhaupt keine Randale, denn dann hätten wir die Station laut Gemeinde abbauen müssen.»
Bei jeder Station gibt es ein Plakat mit einer zu Pfingsten und Heiligem Geist passenden Bibelstelle. Einmal ist es eine moderne Pfingstgeschichte. Dabei ist es Frau Hake wichtig, dass auch die Erwachsenen angesprochen werden und ins Nachdenken kommen.
Auf einem zweiten Schild wird erläutert, wie das von den Kindern mitgebrachte Material zum «Schmücken» des Brunnens verwendet werden kann. «Diese Aktion ist ein Übertrag der Bibelstelle auf das eigene Leben.» Die Seelsorgerin gibt zu bedenken, dass Glaube nicht langweilig daherkommen darf. «Auch der Spassfaktor ist bei den Familienangeboten wichtig. Gleichzeitig braucht es Tiefgang und eine inhaltliche Auseinandersetzung.»
Zwei Posten zur biblischen Pfingsterzählung
An zwei Brunnen wird die biblische Pfingsterzählung aufgegriffen. Einmal wird der Aspekt «und jeder hörte sie in seiner Sprache reden» thematisiert. Dabei schreiben die Familien auf ihrem mitgebrachten Papierstreifen den Satz «Geht hinaus in alle Welt» in einer «fremden» Sprache auf. Die Familien sind eingeladen, eine Sprache oder einen Dialekt zu wählen, den sie besonders mögen oder besonders gut können. Wer will, kann auch zu einer ausgefallenen Sprache greifen und sich dabei vom Internet helfen lassen. Dazu war auf der Landkarte vermerkt: «optional Handy mit Internetverbindung mitbringen». Wer Spass an Rätseln hat, kann die vorhandenen Papierstreifen lesen und einer Sprache zuordnen.
Bei der zweiten Station zu Apostelgeschichte 2 wird der Aspekt «und es erschienen ihnen Zungen wie Feuer» ausgewählt. Dazu hat Frau Hake folgenden Text verfasst: «Feuer hat eine ganz besondere Eigenschaft: Man kann es immer wieder teilen und weitergeben – es wird nicht weniger, im Gegenteil! Solange das Feuer Nahrung findet, wird es weiterbrennen. Wenn der Heilige Geist als Feuerzunge beschrieben wird, so meint es genau das: Begeisterung lässt sich immer weiter teilen – sie wird dadurch nicht weniger, sondern immer mehr!» Als passende Mitmachaktion kleben die Kinder ihr feuerfarbenes Transparentpapier auf die vorbereitete Feuerzunge, die so immer grösser wird. Dabei können sie mit ihrer Begleitperson darüber ins Gespräch kommen, wofür sie «Feuer und Flamme» sind.
Meine eigenen Talente entdecken
Bei einer Station setzen sich Kinder und Erwachsene mit den Charismen des Heiligen Geistes auseinander und machen einen Übertrag auf das eigene Leben: «Was kannst du besonders gut? Schreibe deine Gabe auf das Stoffstück. Es darf gemeinsam mit den anderen stolz im Wind flattern und den Brunnen schmücken!» Frau Hake führt dazu aus: «Kleine Kinder sind oft besonders stolz, wenn sie etwas können: ‘Guck mal, was ich (schon) kann!’ Leider geht uns dieser Stolz mit dem Erwachsen-Werden oft verloren. Dabei können wir so viel! Und manches davon können wir sogar besonders gut.»
Mit bunten Luftballons den Geburtstag der Kirche feiern
Eine Station macht deutlich, dass es Kirche nur gibt, weil die Geschichte von Jesus immer weitererzählt wird. Dazu heisst es auf dem Plakat: «Auch du gehörst zu dieser Geschichte – dadurch ist dein Geburtstag auch ein kleiner Geburtstag der Kirche. Puste deinen Luftballon auf und schreibe deinen Geburtstag darauf. Knote ihn dann mit der Schur zu den anderen!»
Kleine Überraschung für die Kinder
Wie schon bei der Osteraktion, erhält jedes Kind ein kleines Geschenk, wenn es sich vor sieben Brunnen fotografieren lässt und die «Beweisfotos» schickt. Dabei gilt jeder Brunnen, der gefunden wird. «Dies hat den Ehrgeiz vieler Kinder geweckt. Dabei ging es uns nicht um einen Wettbewerb, sondern um Anerkennung und Motivation.» Und so freuen sich Kinder und Eltern, als sie einige Tage nach der Brunnen-Velotour eine Glückwunschkarte und einen aufblasbaren Wasserball als Dankeschön fürs Mitmachen in ihrem Briefkasten finden. Auch entsteht durch die eingeschickten Fotos eine kleine Interaktion mit der Seelsorgeeinheit, welche das Projekt ja lanciert hat.
Mit dieser Aktion haben wir neue Familien erreicht
Neben den internen Werbekanälen wird der Anlass auch über Kindergarten, Schule und die evangelische Kirchengemeinde beworben. Laut Aussage von Frau Hake waren es nicht nur die «klassischen Kirchgänger», die teilnahmen. «Der Zulauf war riesig und es waren fast nur neue Gesichter. Auch zwei Flüchtlingsfamilien machten mit.» Einen Überblick über die Teilnahme hat das Team durch die eingeschickten Fotos der Kinder erhalten – sozusagen als willkommener Nebeneffekt.
Die Outdoor-Kirche zu Pfingsten kommt in Rheinfelden gut an. Vor allem Familien mit Kindern von drei bis zehn Jahren machen mit. Aber auch jüngere Kinder sind dabei. Die Familien nutzen die Gelegenheit, an Pfingsten gemeinsam draussen etwas Sinnvolles zu erleben. Frau Hake kann sich gut vorstellen, die Grundidee mit der selbst planbaren Route und der Landkarte auf ein neues Thema zu übertragen. Aber eine Brunnenaktion zu Pfingsten 2021 wird es in Rheinfelden nicht geben: «Nichts aufwärmen, was schon mal gut war. Das ist dann oft irgendwann eine Tradition, die niemand mehr braucht und will.»
Als Zweierteam speditiv arbeiten
Die finanziellen Kosten sind bei der Brunnenaktion sehr gering. Neben der Werbung fallen kaum Ausgaben an, weil die Familien das Material selbst mitbringen.
Zeit braucht es für:
- Brunnen suchen und Landkarte erstellen
- Inhaltliche Vorbereitung der Stationen
- Layout der Plakate und Material laminieren
- Werbung und Webseite
- «Notkisten» mit Material für die Stationen parat machen
- Auf- und Abbau der Stationen
- Kontakt zu politischer Gemeinde und Brunnen-Paten
- «Nachbetreuung» mit kleinen Präsenten für die Kinder
Die Arbeit im Zweierteam ermöglicht schnelle Absprachen und hat sich für Frau Hake bewährt.
Danke an Mirjam Hake für das offene Teilen ihrer Erfahrungen.
Quellen
Logo: Seelsorgeeinheit Rheinfelden (D)
Karten: Googlemaps
Alle anderen Fotos: Mirjam Hake und Matthias Wössner (Seelsorgeeinheit Rheinfelden)
Dieser Beitrag ist Teil der Serie Good-Practice-Beispiele für die Vorschulkatechese. Weitere Teile:
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