Rel1g10n Religionspädagogische Tagung Luzern 2017
Die Religionspädagogische Tagung Luzern 2017 «rel1g10n – Digitale Medien aus religionspädagogischer Perspektive» thematisierte die Anforderungen an eine Religionspädagogik in der mediatisierten Welt. Der sinnvolle Einsatz digitaler Medien in religionspädagogischen Aufgabenfeldern sowie deren Bedeutung für die religiöse Bildung standen dabei im Fokus.
Religionspädagogik in mediatisierten Welten
Eröffnet wurde die Tagung mit dem Referat von Prof. Dr. Ilona Nord, Professorin für Evangelische Theologie / Religionspädagogik an der Universität Würzburg. Das Klären des Verhältnisses von Medien und Religion(en) stellte Nord dabei als zentrale Aufgabe der Religionspädagogik vor. Religion(en) kommunizieren sich stets in Medien, webbasierte Medien wiederum gehören zum Alltag von Kindern und Jugendlichen, begründet Nord ihre Forderung. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, muss sich die Religionspädagogik weiterer Bezugswissenschaften bedienen, als sie das traditionellerweise tut. Nebst der Theologie beziehungsweise der Religionswissenschaft und der Pädagogik sollen medienspezifische Wissenschaften in die Religionspädagogik integriert werden.
Dabei plädiert Nord für ein weites Verständnis von Medien und Mediatisierung und sieht sie als Teil kultureller Prozesse an, die religiöse Erfahrungen sowie Kommunikationen verändern. Auf diese Veränderungen und die durch Medien transportieren Bilder von Religion(en) gilt es als Religionspädagoge und Religionspädagogin zu reagieren. Religionspädagoginnen und Religionspädagogen sollen überdenken, welche Medien bei einer spezifischen Themenstellung welche Kompetenzen fördern können – oder auch deren Heranbildung beeinträchtigen.
In seiner Response setzte Kuno Schmid, Dozent am Religionspädagogischen Institut Luzern, Nords Ausführungen in den Kontext der schweizerischen Bildungsplanung. Er zeigte auf, dass im neuen Lehrplan 21 der Fachbereich «Informatische Bildung» fächerübergreifend beschrieben wird. Der «Leitmedienwechsel» ist zudem ein Schlüsselbegriff des Lehrplans 21. Die schweizerische Religionspädagogik bestärkend, plädierte Schmid für ein mutiges Mitgehen in diesem Wandel und betonte die Rolle der Religionspädagogik als leitender Fachbereich für audiovisuelle Medien vor gut 20 Jahren.
Konkretion in Workshops
Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, die Thematik der Tagung in praxisorientierten Workshops zu vertiefen. Die Auswahl war sehr vielfältig und wird in den kommenden Wochen durch separate Blogbeiträge der jeweiligen Dozierenden auf reli.ch vorgestellt.
Hier ein Überblick der Ateliers:
- Erspiele dich selbst. Biografisches Lernen mit Computerspielen – mit Oliver Steffen
- #LastTweet. Wortgl@berei auf Twitter – mit Katja Wißmiller
- Realen und virtuellen Raum mittels Apps kombinieren – mit Viktor Diethelm Schwingruber
- Musikvideos sinnvoll einsetzen – mit Philipp Christen
- Be the messenger! Der Adventskalender von smas.ch – mit Sandra Vetere
- Voll abgedreht! Videoarbeit mit Jugendlichen – mit Adrian Marbacher
- Mit iPads auf den Spuren Gottes – mit Holger Höhl
Während drei Stunden setzten sich die Tagungsteilnehmenden mit einem Medium und dessen konkreter Anwendungsweise in religionspädagogischen Feldern auseinander. Neben Einführungen in dafür notwendige Techniken und theoretischen Überlegungen zu den Medien, kam auch der Austausch und das eigene Ausprobieren und Anwenden nicht zu kurz. So wurden unter anderem das Twitter-Profil von Maria von Magdala (@MariavonMagdal1) erforscht, das vom Schweizerischen Katholischen Bibelwerk betreut wird, eigene, kurze Videos mit den Smartphones gedreht oder auch Bibelstellen mit Lego-Bausteinen nachgestellt, danach gefilmt und vertont. Die Workshops dienten als bereichernde Ergänzung und Vertiefung der theoretischen Auseinandersetzung am Vormittag.
Religion und Medien
Die Religionspädagogische Tagung Luzern 2017 hatte sich bewusst eines drängenden Themas angenommen. Die fortschreitende Mediatisierung der Welt ist eine Realität, die von der Religionspädagogik nicht ignoriert werden kann. Der richtige Einsatz von und der Umgang mit Medien in religionspädagogischen Arbeitsfeldern gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Dies hat die religionspädagogische Tagung in ihrer Konzeption berücksichtigt.
Die Religionspädagogische Tagung Luzern 2017 wurde organisiert von:
David Wakefield, Leiter des Fachzentrums Katechese
Dorothee Foitzik, Bereichsleiterin „Kirchliche Weiterbildung“ am Theologisch-Pastoralen Bildungsinstituts der deutschschweizerischen Bistümer
Veronika Bachmann, Dozentin am Religionspädagogischen Institut Luzern
Samuela Schmid, Wissenschaftliche Assistentin Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern
Literatur
- Döbeli Honegger, Beat: Mehr als 0 und 1. Schule in einer digitalisierten Welt, Bern 2016.
- Nord, Ilona / Zipernovszky, Hanna (Hrsg.): Religionspädagogik in einer mediatisierten Welt, Religionspädagogik innovativ, Bd. 14, 2017.
Dieser Beitrag ist Teil der Serie Digitales Lernen. Weitere Teile:
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